www.uckermark-region.de
Uckermark - "Blühende Landschaft im Osten"
Das Ende des 18. Jahrhunderts im klassizistischen Stil errichtete Haus diente ab 1828 als Sitz der Kreisverwaltung. Der erste Landrat, Carl Friedrich von Wedell Marlow, des am 1. April 1817 neuerrichteten Kreises Angermünde, hatte seinen Sitz zunächst in Greiffenberg, bevor er 11 Jahre später mit den Beamten der Kreisverwaltung in das Gebäude einzog.
Nach der Fertigstellung des Kreisständehauses in der Berliner Straße 1869, erfolgte der Umzug der Kreisverwaltung in dessen Räumlichkeiten. Die folgenden Jahre diente das alte Landratsamt verschiedenen Einrichtungen, so von 1890 bis 1908 der hiesigen Garnison sowie von 1900 bis 1914 der Städtischen Höheren Knabenschule und anschließend städtischen Verwaltungsdienststellen, u. a. als Magazinräume für das Heimatmuseum. Ab 1932 gehörte das Haus zur städtischen Berufsschule. Nach dem 2. Weltkrieg bis 1950 wurde es von der städtischen Verwaltung und von da ab für verschiedene schulische Zwecke, zuletzt von der Allgemeinen Förderschule Angermünde genutzt. Die Sanierung des Gebäudes erfolgte von 1998 bis 1999 Datenquelle: Informationstafel 2001, vom Verein für Heimatkunde Angermünde
Info unter: Stadt Angermünde / Landratsamt - Richtstraße 17
Das zweigeschossige Haus wurde vermutlich 1624 erbaut. Diese Annahme stützt sich auf die Jahreszahl 1624 an einer alten Wetterfahne sowie auf Holzproben. Das Scharfrichterhaus ist somit das älteste Wohnhaus der Stadt. Einst als Fachwerkbau errichtet, erfuhr das Haus im Laufe der Jahrhunderte wesentliche Veränderungen. Drei Seiten sind massiv unterfangen. Nur die Hofseite, die Decken und das großräumige Dachtragwerk zeugen vom alten Fachwerk. Früher vermutlich mit einem Satteldach bedeckt hat es heute ein zur Scharfrichtergasse hin abgewalmtes Dach. Die Aufteilung in mehrere separate Wohnungen veränderte den ursprünglichen Hausgrundriss.
Bis etwa 1985 war das Scharfrichterhaus bewohnt. Der großzügige Hofraum ist von einer Mauer umgeben. Im Hof gibt es einen Brunnen und den so genannten Scharfrichterstein. Dieser, wie ein Stuhl geformte Stein, regte zu allen Zeiten die Fantasie der Angermünder Bürger an. Die Scharfrichterei Angermünde war immer mit einer Abdeckerei verbunden. Im Jahre 1553 verlieh der Brandenburgische Kurfürst Joachim II. das Anwesen erblich an den Berliner Scharfrichter Dictus Barsch. Wahrscheinlich gab es damals lediglich eine strohgedeckte Hütte. 1613 erhielt der Berliner Schafrichter Hans List die Scharfrichterei als Lehen. Er ließ vermutlich das Scharfrichterhaus bauen. 1686 erwarb der Schaftrichter Jost Heinrich Kaufmann die Schafrichterei Angermünde. Durch die Vereinigung mit der Oderberger Abdeckerei vergrößerte er den Einzugsbereich um mehr als 50 Ortschaften und Vorwerke. Zu seiner Zeit wurde wahrscheinlich das obere Stockwerk des Wohnhauses errichtet und das Anwesen auf seine noch heute erkennbare Größe erweitert.
Zu den eigentlichen Aufgaben eines Scharfrichters gehörten die Tortur (Folter), das an den Pranger stellen, das Steupen und die Hinrichtung. Die Marterkammer befand sich bis 1698 im Rathaus, danach bis zur Aufhebung 1740 durch Friedrich den II. im Pulverturm. Für seine "Bemühungen" bei der Tortur bekam der Scharfrichter Kaufmann beispielsweise jedes Mal 2 Reichsthaler und 18 Groschen. Für eine Hinrichtung erhielt er 1 Reichsthaler und 8 Groschen und sein Knecht 1 Reichsthaler. Den Hauptverdienst brachte dem Scharfrichter jedoch die Abdeckerei, d. h. das Einsammeln und Verarbeiten toter Tiere und der Verkauf der Häute und Fälle. Datenquelle: Informationstafel 2005, vom Verein für Heimatkunde Angermünde