www.uckermark-region.de
Uckermark - "Blühende Landschaft im Osten"
Durch die preußischen Reformen Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das gesamte Justizwesen modernisiert und Angermünde erhielt 1809 ein Königliches Amtsgericht. Für den Kreis Angermünde wurde später ein Kreisgericht notwendig. Ursprünglich sollte es seinen Sitz in Schwedt nehmen. Da aber dort die notwendigen Räume nicht zur Verfügung standen, wurde seitens des Justizministeriums 1849 das Angebot der Kreisstadt Angermünde befürwortet, aus städtischen Mitteln ein Gerichtsgebäude zur Verfügung zu stellen. Als der Beschluss im März 1849 gefasst wurde, gab es Gegenstimmen und Proteste, denn der Standort war der bisherige Paradeplatz der Garnison. Das Geld für den Bau, ca. 15.000 Reichstaler, gewann man aus dem Verkauf von Holz aus der Stadtheide.
Am 1.10.1850 wurde das vom Wegebaumeister Grubitz im romanisierenden Stil entworfene Gerichtsgebäude dem Justizfiskus übergeben. Ende Januar 1887 wurde Wilhelm Voigt, der spätere "Hauptmann von Köpenick", auf der Poststelle Angermünde wegen Urkundenfälschung verhaftet und saß für einen Tag hier im Gefängnis. Im Juli 1878 kaufte der preußische Finanzfiskus der Stadt das Gebäude für 80 000 Mark ab. Das Kreisgericht wurde in ein Amtsgericht umgewandelt mit Amtsgerichtsrat, zwei Amtsrichtern und einer Staatsanwaltschaft.
Zum Gerichtsbezirk gehörten außer Angermünde die Stadt Greiffenberg und 109 Dörfer. Die Struktur blieb bis 1952 bestehen, dann erfolgte die erneute Umwandlung in ein Kreisgericht mit Amtsgericht, Arbeitsgericht, Notariat und Staatsanwaltschaft. Die Gefängszellen wurden bis 1964 noch genutzt. 1993 wurde das hiesige Kreisgericht aufgegeben. Seit 1995 bemühte sich das Polizeipräsidium Eberswalde darum, die Polizeiwache Angermünde in das Gebäude umziehen zu lassen. 1998 wurde die Liegenschaft mit Ausnahme des Seitenflügels übergeben. Nach umfangreicher Sanierung konnte am 24. Februar 2001 die Angermünder Polizeidienststelle hier einziehen. Nicht saniert wurde der Gefängnistrakt. Datenquelle: Pulverturm 1/2008 - Sanierungszeitung der Stadt Angermünde
Info unter: Stadt Angermünde / Gericht - Am Markt 18
Gebaut wurde das Fachwerkhaus nach dem Stadtbrand von 1705, das Holz dafür stammt nach dendrochronologischen Untersuchungen aus dem Jahr 1696. Vor 1848 hatte das Haus die Nummern 290 a und b, spätestens ab 1848 als Paradeplatz 11 mit dem Nebengebäude in der Wasserstraße 9. Zu DDR-Zeiten war es das Haus am August-Bebel-Platz 11 und beherbergte eine Sattlerei des Dienstleistungskombinates. Es stand im geplanten Abrissgebiet. Nach der Wende erhielt die "Alte Sattlerei" die Adresse Markt 11 und einen neuen Eigentümer. Es wurde Wohnhaus.
Im Herbst 2003 begann die Sanierung des maroden, teilweise vom Schwamm befallenen Gebäudes, bei dem aber 50 Prozent der alten Bausubstanz erhalten werden konnte. Das Dachgeschoss über der Sattlerei und dem Wohnhaus war nicht ausgebaut, im Anbau befanden sich der Backofen und die Remise, der Seitenflügel war massiv gebaut. Der Bauherr entwickelte viel Liebe zu seinem alten Haus und wollte seinen Charme erhalten. So wurde nicht nur die originale Fassade erhalten. Die Deckenbalken wurden verstärkt, alle sichtbaren Holzbalken in den Wohnungen wurden belassen. Das Haus ist komplett mit Eichendielung versehen.
Eine größere Herausforderung stellte der Innenausbau dar. So musste eine sinnvolle Nutzung für die Räume hinter dem großen Schaufenster (eine Küche) oder hinter dem Tor (ein Gäste-WC) gefunden werden. Das Haus ist mit Gasheizung ausgestattet, die komplette Dämmung wurde nach innen verlegt. Das Haus wurde zu einem reinen Wohnhaus, mit 4 WE als Ein- bis Dreiraumwohnungen. Der Markt 11 ist als Eckgebäude am nördlichen Marktabschluss ein stadtbildprägendes Bauwerk mit hoher Ausstrahlung. Bei der Saniererung mussten Kompromisse eingegangen werden. So gibt es beispielsweise im ganzen Haus nur Holzrolläden und die für die energiewirtschaftliche Seite notwendigen Einbauten wurden so gefasst, dass der Charakter des alten Fachwerkhauses erhalten blieb. Deshalb wurde im Durchgang auch ein besonderer Steinfußboden verlegt. Datenquelle: Pulverturm 1/2008 - Sanierungszeitung der Stadt Angermünde